Die rbb Reporter: S-Bahn-Chaos ohne Ende

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    ich muß jetzt mal fragen. Is keine Provokation, sondern echt Unwissenheit. Ich kenne die Gepflogenheiten bei der Berliner S-Bahn nicht, vor dem Chaos nicht und jetzt auch nicht.
    Ich weiß aber, daß Berliner nun sagen wir mal anders sind, habe einen in der Familie.


    Wie schlimm ist es wirklich? Sind das nur quasi kindliche Trotzreaktionen und Befindlichkeiten oder stehen wirklich junge Muttis bei Minusgraden heulend auf dem Bahnsteig, weil sie nach 45 oder mehr Minuten am Ende sind, wie ich es in schlimmen DDR-Wintern in Dresden erlebt habe?


    Grüße Cris

    Straßenbahn fährt mit Licht.
    Straßenbahn stinket nicht.

  • Vielen Dank für den Link für diesen Beitrag. Den habe ich mir mit großen Interesse angeschaut. Auch wir merken die Auswirkungen von bis zu 50 % Umsatzausfall in unseren Bhf- Kioske auf dem Berliner S- Bahn Ring. Gruß Andreas

  • Moin,


    gern komme ich der Aufforderung nach, etwas genauer zu erörtern.


    Also, dass die Berliner anders sind als der Rest der Republik ist klar. Hat aber mit der aktuellen Situation nichts zu tun. Sagen wir mal, die S-Bahn steht stellvertretend für die DB AG und deren Probleme. Nachrichten-Zensur ist das nächste Thema. Ich behaupte mal wieder, daß hier bewußt vermieden wird, dass das S-Bahn-Dilemma überregional diskutiert wird.


    Der Bericht ist für unsere Verhältnisse, also starke Einflußnahme von Wirtschaft, Lobby und Politik auf die medien, schon sehr investigativ und direkt. Andererseits lief der bericht in einem dritten Programm zu einer Zeit, in der andere Sender mit Formatprogramm die Massen besudeln. Zu deutsch - es kriegt keiner mit.


    Alles, was in dem Bericht dargestellt wurde, entspricht zu 100& der Realität! Aktuell laufen hier zwischen Schönefeld/Grünau und der City S-Bahn-Züge mit 4(!!!) Wagen. Adlershof, direkt an der Strecke liegend, vor der Wende arbeiteten im Fernseh- und Institutsbereich an die 15.000 Menschen, 2010 waren es schon um die 18.000 - Tendenz steigend. Dort bewegen sich also Massen + die normalen Pendler und Reisenden aus den angrenzenden Stadtbezirken zur S-Bahn. Es ist tatsächlich so, dass nicht alle mit einer Bahn mitkommen.


    Das Schlimmere aber ist, dass die, die damals meinten, man kann mit der S-Bahn Gewinne machen, Personal streichen, Ersatzteilbevorratung streichen, Werkstätten schließen, Wartungsintervalle dehnen usw usf., dass die a) mit fetten Abfindungen und dicken Gehältern längst wieder das Schiff S-Bahn verlassen haben, nachdem sie es ausgeplündert haben und b) nun so getan wird, als sei das alles auf eine Baureihe und fehlende Investitionen Ende der 80er zurück zuführen. Und ALLE stecken mit drin: Sarrazin, Wowereit, Mehdorn, Grube, Schröder, Tiefensee, Müntefering, Klement, Bombardier usw.


    Zu den Fahrzeugen: 1. da mögen sich andere besser auskennen - aber: die S-Bahn hat nie soilche massiven Ausfälle zu beklagen gehabt - nicht mal nach Kriegsende! Das S-Bahn-Chais steht stellvertretend für alle Privatisierungen ehemals der Allgemeinheit diendender Unternehmen, die keinen Gewinn machen können. Sowas ist Unsinn!!! Und gerade im öffentlichen Verkehr, dort geht Sicherheit vor alles - aber genau hier wurde gespart. Und wenn man einen nagelneuen B-Klasse Benz immer nur fährt, keinen Ölwechsel vornimmt, dann fliegt Dir auch hier nach 50tkm der Motor um die Ohren. Das Problem mit den Bremsen allerdings ist in der Tat ein konstruktives Problem.

    Grüße, der Ostseestern


    Justitia in suo cuique tribuendo cernitur