Wie war sie, die DR?

  • Hallo Cris!


    Der "Meister" hier bist doch wohl du! Wer solche Aufgaben aus dem Ärmel schüttelt wird bei mir schon als "Künstler" geadelt.


    Ein gaaaanz böser Betribseisenbahner bei uns betietelte die Lokführer als "Schwarze Schweine" :evil: die das zu machen haben was der BV vorschreibt.


    Viele Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Silvio,


    ich seh schon, auch bei der DR "war einer des andern Deibel".


    Aber das Schöne ist: sowas vergißt man, was in der Erinnerung bleibt, sind die schönen Sachen, z.B. die blonde Aufsicht mit den großen Augen ... :love:


    Schönen Sonntag Dir!
    Grüße Cris

  • Hallo zusammen,


    Chris' Aufgaben sind wirklich eine Klasse für sich. Aber ich finde, das Salz an der Suppe macht immer noch den Gesamteindruck aus. Ob nun eine Aufgabe besonders schwer oder einfach ist, spielt m. M. nach nur eine untergeordnete Rolle. Die meisten unter uns kennen die DR zu "Friedenszeiten" - und natürlich auch das "Drum-Herum". Und dieses "Drum-Herum" entwickelt sich meist aus dem Zusammenspiel aus Sehen (MSTS) und Erinnerungen. Jeder von uns ist damals mit langen Halberstädtern durch die Republik gefahren, hatte selten Platzkarten und zog schon mal die Gardinen des Abteils zu, in der Hoffnung dieses für sich und seine Gruppe allein zu haben. Nicht vergessen sind die Kioske, die auf jedem Bahnsteig standen, heiße Bockwurst, Bier und Maracuja-Brause im Angebot hatten. Der feuchtwarme Geruch, der einem aus diesen Buden entgegenschlug, hängt mir auch heute noch in der Nase. Die Bahnhofsmitropa in Lichtenberg - ein Klassiker. Prügeleien zwischen "Rotkelchen" "Summis" und Grenzern, dann die Flucht vorm KD und der Trapo und rein in den nächsten D-Zug auf "Bahnsteig D wie Dora". Die Flasche Goldi kreiste und im Raucherabteil klapperten die Aluguss-Aschenbecher. Karo, alte Juwel, Semper, f6, Cabinet und Club (Grenzer und Summis lebten ja besser :D ) und spätestens in Oranienburg konnte man die Luft in Scheiben schneiden. Oh und ja Chris, hübsche Schaffnerinnen gab es bei der DR auch immer. Nicht selten ist man mal mit ins LWH. :rolleyes: Aber es gab auch die Kehrseite. Überfüllte dreckige Züge, versiffte WC, im Winter ungeheizte Züge, a...kalte Bahnhöfe und übereifrige Reichsbahner, die die Trapo auf uns hetzte.


    ABER: Im Vergleich zu heute bestehen nicht viele große Unterschiede! Schon mal jemand in Berlin-Südkreuz gewesen? Muß man nicht gesehen haben. Wozu man dort Bahnhofshallen über den Shoppingzeilen errichtet hat, die zu allen Seiten offen sind, ist mir ein Rätsel. Oder völlig überbelegte ICE's zwischen Leipzig und Berlin. Ausgefallene Heizungen in selbigen usw. Schon mal Berlin Hbf gewesen? Pöbelnde arabischstämmige Jugendliche, Rumänenbanden, die erst betteln und dann aufdringlich werden und älteren Touris das Hab und Gut entwenden. Hach ja, wie angenehm war's damals ...

    Grüße, der Ostseestern


    Justitia in suo cuique tribuendo cernitur

  • hallo freunde, hallo ostseestern,


    sehr gut beschrieben :-))
    dazu noch die riesenauswahl in der mitropa - brühe mit ei - brühe ohne ei - und die komische gelbe brause :-))
    und was wir vergessen haben:
    die betriebskantine mit dem lügentisch - wo man storys zum abfeiern hören konnte :-)) die hälfte davon übertrieben - ggg -


    und jeden donnerstag : S Ü L Z E - wääääääääärxxxxxxxxxxxxxxxxxxx :D:D:D


    oder die raucher-wagen mit dem versifften leder und gestank :lol::lol:


    das waren zeiten


    grüsse chris

  • Moin,


    naja solche Erfahrungen habe ich nicht gemacht.
    Aber Leute mal Ehrlich!!
    Die DDR Bockwurst war die beste der Welt.


    Und dann gab es in Stendal 2 Gaststätten. Die eine davon war nur von Bahnsteig 1 zu erreichen. Leute die Bratkartoffeln mit Ei war ne Wucht.
    Aber dreckige Züge gab es auch.
    Meistens hatte ich aber Glück.


    Ärger habe ich auf Bahnsteigen nicht erlebt.
    Ich Neuruppin ist es mal zu verzögerungder Abfahrt gekommen. :D
    Zugbegleiter und Tf haben sich wohl gekabbelt (aus Spaß) einer zur Seite geschubbst und sich am Fenster abgestützt.
    Und zack hing das Fenster draussen. :D


    Das schlimmste war manchmal... lange Wartezeiten und nix zu Essen auf manchen Bahnhöfen.


    Nun ja.... :D


    Gruß Jens

  • Wer ist eigentlich Seppel? Für mich klingt er sehr nach Truckmichel. Linguistisch wäre eine Herleitung von Truckmichel zu Seppel naheliegend. ;)


    Jedenfalls hat der "Seppel" die aus dem Aufgabenthread abschweifenden Beiträge sauber herausgetrennt. Und da fällt auch mir noch etwas ein:


    Mein einschneidenstes DR-Erlebnis fand im 1984 nahe Forst-Zinna statt. Ich weiß nicht mehr genau, wann das war, aber es war ein verregneter Tag, schon bei meiner Abfahrt in Suhl. Der D556 kam aus Meiningen und sollte mich nach Berlin und dann weiter nach Rostock bringen. Das Wetter war nicht so dolle und bereits ab Bitterfeld war Schleichfahrt angesagt. Ab Wittenberg ging es dann wohl nur noch von Signal zu Signal, es kam mir jedenfalls elend langweilig vor. Am Einfahr-Signal von Forst Zinna war dann erstmal für lange zeit Schluß. Irgendwann war ein ganz eigenartiges Rauschen, Dröhnen und Quitschen zu hören. Alle guckten zum Fenster raus - und konnten nichts sehen. Erst auf den zweiten Blick und diesen nach hinten gerichtet sahen dann alle, woher das Geräusch kam. So ungefähr zwei Wagenlängen hinter unserem Zug ist eine 211 mit dem Ex 166 Lipsia zum Stehen gekommen. Der war wegen schlechter Sicht usw. permissiv fahrend unterwegs. So richtig flatterig wurde mir erst, als ich mit der S-Bahn in Lichtenberg angekommen war (mit einmal umsteigen in Warschauer Straße) und mich in die Mitropa setzte. Bei der Warterei auf den Anschlußzug ging mir das dann alles nochmal durch den Kopf. Seit dem habe ich mir immer Wagen in der Zugmitte ausgesucht.

    Grüße, der Ostseestern


    Justitia in suo cuique tribuendo cernitur

    • Offizieller Beitrag

    Moin,

    Jedenfalls hat der "Seppel" die aus dem Aufgabenthread abschweifenden Beiträge sauber herausgetrennt.

    sorry, das war ich. :D


    Der war wegen schlechter Sicht usw. permissiv fahrend unterwegs. ... Seit dem habe ich mir immer Wagen in der Zugmitte ausgesucht.

    Deshalb hing ja die 1. Klasse immer in der Mitte.
    Ja es müssen schon entscheidungsfreudige Leute gewesen sein, die das permissive Fahren eingeführt haben. Wenn alle damit verbundenen Vorschriften beachtet wurden, konnte nichts passieren. Wenn!


    Grüße Cris

  • Ein'n hab' ich noch: Erinnert sich noch jemand, ab wann man bei bei der DR begann, in den Abfahrtsansagen Grußformeln mit einzubauen?


    Ihr wißt nicht, was ich meine? In Rostock hieß es irgendwann aber Mitte der 80er nach der allgemeinen Ansage zusätzlich: "Sehr geehrte Reisende, wir wünschen Ihnen und dem Zugpersonal eine angenehme Reise." Ich glaube diese Formulierung erstmalig bei der Ausfahrt des Stoltera gehört zu haben. Später wurde so jeder D-Zug in Rostock verabschiedet. bei der Ankunft in Berlin hieß es m. M. nach schon seit Anbeginn "... wir wünschen Ihnen einen (oder den Reisenden) einen angenehmen Aufenthalt in Berlin, Hauptstadt der DDR."


    Kann das jemand so bestätigen oder kennt er ähnlich lautende Ansagen von anderen Bahnhöfen? In Suhl kann ich mich z. B. nicht daran erinnern. Aus Leipzig kenne ich diese Ansagen nur aus der Messezeit.

    Grüße, der Ostseestern


    Justitia in suo cuique tribuendo cernitur

  • Hallo!


    Ja das mit der Durchsage kenne ich auch. Ich war damals in der Aufsicht Neustrelitz beschäftigt und es kam eine Dienstanweisung das wir den Zusatz "Wir wünschen allen Reisenden


    und dem Zugpersonal eine angenehme Reise" bei jedem Reisezug durchsagen müssen :-o . Das wurde von einer Person vom Rba auch überwacht :evil: . Wenn man den Zusatz vergessen


    hatte dann kam früher oder später ein Anruf vom Abteilungsleiter. Dieser war aber meistens sehr entspannt.


    Manchmal fragte man sich schon nach dem Sinn :?: . Der D278 "Progress" Prag - Rostock oder auch andere verdächtige wie der D408 München - Rostock hatten manchmal +60 Minuten


    und mehr Verspätung und wir wünschen eine "Schöne Reise" :lol::lol: .


    Naja, nach einigen Wochen war der Spuck vorbei und die Durchsagen schliefen wieder ein. Da hat jemand eine tolle Idee gehabt und sich diese vielleicht auch vergüten lassen und


    das war es dann auch wieder.


    Aber ich denke das es ende der 80ìger Jahre war.

  • Hallo Ostseestern,


    die Ansagen waren vorallem in Lichtenberg, Schönefeld und Potsdam Hbf(!) zuhören. Aber wie Du schon sagtest, nicht für lange.


    Gruss, Sven

    Die Bahn: Ein Traum, Ein Hobby, Ein Beruf, Eine Berufung!
    Baureihen: 139/ 140/ 151/ Taurus-Familie 182/ 183/ 1016/ 1116/ 1216/ 185/ 186/ 187 LM/ 189/ 193 Vectron/ 203.1/ 212/ 214/ 225/ V60 West/ V60 Ost/ G1206/ G2000/ VT612 / VT620;622/ VT642/ RS1 (VT 650)

  • Hallo zusammen,


    um meine Gedanken kreisen zulassen:


    Ich habe die DR als ein Transportmittel angesehen, dessen Mitarbeiter mehr oder weniger mit Herz und Seele dabei waren. Mein Onkel, Lokführer in Seddin, hat mich mehrmals mitgenommen (110, 118, 130, 242, 250). Er war mit einer begeisterung jeden Tag dabei, dass der Funke ziemlich schnell auf mich übersprang. Klar, waren Tage dadei an denen man lieber im Bett geblieben wär.
    Einmal ging er nach Schicht, die etwas länger dauerte, in die Lokleitung. Der Lokleiter sagte."Hier die neuen Lokschlüssel." Mein Onkel darauf." Hier die alten." Lachte und ging nach Haus.


    Nach der Schule stand ich immer auf dem Bahnsteig, oder an der Ladestrasse und schaute dem regen Treiben zu. Michendorf, die Vorgruppe für Seddin war immer gut gefüllt. Kohlehändler, das VEB Teltomat (Asphaltmischmaschinen), Holztransport. Übergabezüge zum nahegelegenden Fahrleitungsmast-Lager. Lokwechsel, P-Züge von und nach Drewitz (110 mit Bghw), Güterzüge von und nach Seddin ( 52, 110,118,120,130,131,242,243,250), Immer was los.
    Desöfteren bin ich mit dem Rad durchn Wald nach Seddin, hab mich entweder auf dem Bahnsteig aufgehalten und den Rangierbetrieb zugeschaut( 3 Ablaufberge, Lokbehandlungsanlagen). Zu spitzenzeiten liefen 10 106er gleichzeitig. Das wummern der 120er bei Ausfahrt, das brüllen des bei Vollast laufenden 6KVD der 106, der 12KVD der 110, 118. Ab und anstand eine 52er unter Kohlenkran. Könnten Schöneweider oder Wustermärker gewesen sein. Das war wie Musik in meinen Ohren.
    Es gab eine Stelle im Wald , wo man den Hauptberg gut beobachten konnte, ohne gesehen zu werden. Was da alles runterlief war schon Wahnsinn. Vorallem dei Geräuschkulisse einer 106 am 2000t Zug( Zu damaligen Testzwecken auf Belasbarkeit der V60 wurden mal 3000t übern Berg gezogen).


    Und nun, alles ziemlich eingeschlafen. Am Wochenden ist totale Ruhe, am Montagabend gehts langsam los, und Freitag werden die letzten Züge abgefertigt. Früher konnte man von Bahnsteig aus in Richtung Wohngebiet nur die beiden vorderen Ausfahrgleise beobachten, heute kann man über alle 30 Richtungsgleise schauen. Alles blüht und wächst, aber der Güterverkehr nicht. Ich konnte die Bahnreform hautnah mit erleben und sehen wie mehr und mehr alles zurückging und verwaiste. Die letze Fahrt mit meinem Onkel war noch unter Hoheit der DR 1993 mit einer Lz von Seddin nach Schönefeld (schon umgenummerte 142).


    Ich kann mich noch an die Lokaustellung 1988 in Potsdam Stadt im Güterbahnhof erinnern. Als Jungpioniere, blaues Halstuch, weisses Hemd, sind wir dort hingefahren und hatten die möglichkeit die verschiedensten Baureihen aus nächster Nähe, bzw von innen zu betrachten. Wir standen grad auf der 243 888 und wurden vom Lokführer gefragt, wer alles Lokführer werden möchte. Wir waren 20 Jungens, davon meldeten sich 18. Heute bin ich der einzige davon der es geworden ist. Aber man kann dran feststellen welchen Stellenwert dei DR einnahm. Einmal im Jahr besuchten wir im Rahmen des Pioniernachmittags das Bw Seddin, und konnten uns dort in den Werkstätten und Stellwerk Sed umschauen (heisst wirklich so). Die Binnengruppe mit Zollbahnsteig war ja für die Öffentlichkeit tabu (Trapo).


    Das sind so meine Erinnerungen an die DR. :)


    Gruss, Sven

    Die Bahn: Ein Traum, Ein Hobby, Ein Beruf, Eine Berufung!
    Baureihen: 139/ 140/ 151/ Taurus-Familie 182/ 183/ 1016/ 1116/ 1216/ 185/ 186/ 187 LM/ 189/ 193 Vectron/ 203.1/ 212/ 214/ 225/ V60 West/ V60 Ost/ G1206/ G2000/ VT612 / VT620;622/ VT642/ RS1 (VT 650)

  • Sehr schön geschrieben! :thumbup: Kann Dich sehr gut verstehen und alles nachvollziehen. Gäbe es nicht diese bescheidene Rot-Grün-Schwäche, unter der 80% aller deutschen Männer leiden sollen und die in der Einstellungsuntersuchung für mich ein eindeutiges Ausschlusskriterium bedeutete ...


    Ich war von Kindesbeinen an auch immer sehr viel am Bahnhof, am Bahndamm von großer und kleiner Bahn. In Doberan z. B. war ich als Kind immer oft im in der Güterabfertigung untergerachten Fernschreiber-Büro. Da ratterten die übergroßen Schreibmaschinen mit ihren Lochstreifen. Und ich war immer scharf auf die kleinen Schubladen, die mit den ausgestanzten Papierschnipseln geüllt waren und sich vorzüglich für Schnipseljagden eigneten. Doberan als kleiner Kreisstadtbahnhof war immer von starkem Ortsgüterverkehr frequentiert. Hier trafen sich 102, 106, Kö, 110/112, 118.6, 01 2204, 50.0 und 50.35. Die 102 bediente unter anderem auch den 3 km entfernten Althöfer VEAB-Speicher, die Scheinemast und manchmal auch das ACZ in Parkentin. Obwohl in Parkentin als auch bei der VEAB in Althof Schientraktoren (wie hießen die noch?) mit dem Verschub der Getreidewagen beauftragt waren. Im Sommer war es erwartungsgemäß immer sehr hektisch. In Doberan befanden sich hinter der Güterabfertigung das Gaswerk, die BHG und die Anlagen des VEB Getränkekombinat Hanseat Betreibsteil "Glashäger" Bad Doberan. Des öfteren kam es vor, daß deshalb die Brause und Colaflaschen verrusst waren. Anders die Mineralwasserflaschen für den Export, genauer Apolinaris, gefüllt mit Glashäger Mineralquelle. Diese Bereiche wurden extra mit LKW-Planen abgedeckt.


    Und dann gab es da noch den sehr umfangreichen Saisonverkehr. Regelmäßig kamen die BR 132, unter deren Last Gleise und Weichen ächzten, mit ihren langen Zügen nach Doberan. Oft saß ich auf dem Prellbock nahe dem Ausfahrsignal Richtung Rostock und beobachtete die ein- und ausfahrenden Züge. Besonderes Schauspiel war immer das Verschieben der oft überlangen Sasonzüge, die erst immer in das auf dem letzten Ende hüfthoch zugewachsene Ausziehgleis gezogen werden mußten. Meist wurden diese Züge am Kopfbahnsteig 3, mittig gelegen zwischen Molli und Normalspur, bereitgestellt. Das Schauspiel begann dannn immer, wenn die 132 die Fahrstufen hochschaltete und ihren Gesang begann. Und jeden Nachmittag gegen 16 Uhr Uhr kam eine Wismarer 50.35, genauer 50 3691 mit einem Nahgüterzug in Doberan an. Hier wurde dann viel rangiert, Wagen ausgesetzt, zugesetzt ... bis es dann meist zwischen 17 und 17.30 Uhr nach Rostock Gbf ging. Die Ausfahrt war immer ein Genuß, so dass ich irgendwann mal mit meinem Sharp-Kassettenrecorder am Bahndamm stand und die Ausfahrt aufgenommen habe. Heute ist diese Aufnahme nicht mehr auffindbar. Aber, dafür hat mich der Lf der 50 3691 einmal mitgenommen nach Rostock Gbf. Er hatte bestimmt Mitleid mit mir. :D Es war eine grandiose Fahrt. mehr als 60 waren zwar auf der Strecke nicht drin, aber es hat gereicht. Die ganze Maschine wackelte wie eine Waschmaschine mit Unwucht im Schleudergang. Und die Geräuschkulisse: Es hörte sich an wie ein großer Besteckkasten auf einer Kopfsteinpflasterstraße.


    Ach ja und dann sind da ja noch die Unfälle, die es mit dem Molli immer mal wieder gab. Der schwerste: Ein alkoholisierter Treckerfahrer hat dem Molli am Bahnhofsvorplatz die Vorfahrt genommen und hat die kleine Wismut-Lok 99 331 einfach umgeworfen. Ziemlich lange hatte die Lok da gelegen, gekühlt von der Feuerwehr bis am Abend endlich ein Kran aus dem Überseehafen herangeschafft worden war, um die Lok wieder aufzurichten.


    Und heute? Grausig. Gäbe es den Molli nicht, wäre die Infrastruktur höchstwahrscheinlich komplett verrottet. Bis vor einigen Jahren konnte man den Waretesaal des Bahnhofs noch nutzen. Heute ist alles verrammelt und dafür steht eine Art Bushaltestelle am Bahnsteig. Die ehemalige Aufsicht beherbergt nun den Fahrkartenverkauf für die MBB. Die große Gepäckaufbewahrung mit ihren für ein Kind riesig wirkenden RAPIDO-Gepäck-Waagen - weg. Die Güterabfertigung und die Fernschreiber existieren nicht mehr. Ebenso Kohlenhandel, BHG und Gaswerk. Einzig die LKW-Waage hat überlebt. Das gesamte Areal des alten Güterbahnhofs dient der Glashäger Mineralbrunnen GmbH als Leergutlagerfläche. Das Stellwerk in der Ausfahrt nach Rostock, auf dem der Vater eines Schulfreundes FDL war, wurde auch längst abgerissen. Die Gleisanlagen wurden reduziert auf 3 Bahnsteiggleise. Alle anderen Anlagen sind nicht mehr existent oder wurden von der MBB einer neuen Nutzung zugeführt. Tja und dann sind noch die E-Karren, die in ihrer Bauart an die Diesel-Ameisen erinnerten. Diese lustig über die Bahnsteige wippenden Dinger mit dem so typischen Heul-brumm-surren. So'n Ding hätte man sich mal aufheben sollen - wäre heute bestimmt wieder hipp und auf der Höhe der zeit. :thumbup:

    Grüße, der Ostseestern


    Justitia in suo cuique tribuendo cernitur